Die Versuchung Jesu
Erstellt: 17.03.2025
Die Versuchungen in der Wüste
Matthäus 4,1-11 - Darauf wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht würde. Und als er 40 Tage und 40 Nächte gefastet hatte, war er zuletzt hungrig. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden! Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht!« [5 Mose 8,3] Darauf nimmt ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels und spricht zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben: »Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stößt«. [Psalm 91,11-12] Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!« [5 Mose 6,16] Wiederum nimmt ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und spricht zu ihm: Dieses alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest! Da spricht Jesus zu ihm: Weiche, Satan! Denn es steht geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!« [5 Mose 6,13; 10,20] Da verließ ihn der Teufel; und siehe, Engel traten hinzu und dienten ihm.
Zwei andere Evangelien beinhalten diese Geschichte: Lukas 4,1-13 und Markus 1,12-13.
In allem versucht worden
Die Versuchung Jesu ist nicht nur eine Geschichte. Die Bibel sagt, dass Jesus in allem – manche Übersetzungen sagen „in allen Punkten“ – versucht wurde, wie auch wir in Versuchung geraten!
Hebräer 4,15 - Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem versucht worden ist in ähnlicher Weise [wie wir], doch ohne Sünde.
Was bedeutet es, „in allem“ versucht zu werden? In welchen Punkten wurde er versucht? Er erlebte Versuchungen in der Wüste – drei an der Zahl. Und die Bibel sagt, dass es drei Kategorien menschlicher Untugenden gibt.
1 Johannes 2,14-17 - Ich habe euch geschrieben, ihr Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich habe euch geschrieben, ihr jungen Männer, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt. Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt lieb hat, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist, die Fleischeslust [die Begierde des Fleisches], die Augenlust [die Begierde der Augen] und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.
In 1 Johannes 2,16 sagt die Bibel, dass es nur drei Kategorien von Untugenden gibt: (1) die Fleischeslust, (2) die Augenlust und (3) der Hochmut des Lebens. Der Grund, warum wir sagen können, dass es nur diese drei gibt, liegt darin, dass der Text „alles, was in der Welt ist“ sagt, bevor diese drei Kategorien genannt werden. Das bedeutet, dass es keine anderen als diese drei auf dieser Welt gibt.
Wenn (1) es in Hebräer 4,15 heißt, dass Jesus in allem versucht wurde wie wir, (2) er drei Versuchungen durchgemacht hat und (3) 1 Johannes 2,16 besagt, dass wir nur in den drei genannten Kategorien versucht werden können, dann können wir hier eine starke Verbindung herstellen. Die Frage ist nur, welche Kategorie auf welche Versuchung Jesu zutrifft – sie müssen einander zugeordnet werden.
Gottes Sohn ertrug die drei Hauptversuchungen, mit denen die Menschen von Satan bedrängt werden. Er weigerte sich, dem Feind auf den Gebieten Eßlust, Ehrgeiz und Liebe zur Welt nachzugeben. Doch wenn er das menschliche Herz angreift, hat Satan weitaus mehr Erfolg. Wenn er Menschen dazu verführen kann, seinen Versuchungen nachzugeben, geraten sie unter seine Kontrolle. Und mit keiner Art Versuchung hat er mehr Erfolg als durch jene, die auf die Triebe abzielen. Wenn er die Eßlust und die Triebe eines Menschen beherrscht, kann er ihn total beherrschen. {Te 276.2 / TH 303.1}
Reihenfolge der Versuchungen von Jesus in der Wüste
Bevor die Zuordnung besprochen werden kann, müssen einige mögliche Zweifel an der Chronologie der Ereignisse der Versuchungen in der Wüste ausgeräumt werden. Bibelskeptiker werfen die Frage auf, warum sich die in Lukas 4,1-13 beschriebene Abfolge der Ereignisse von der in Matthäus 4,1-11 beschriebenen unterscheidet.
Die erste Versuchung ist in beiden Evangelien dieselbe. Doch bei Lukas folgt als zweite Versuchung die mit den Weltreichen, die bei Matthäus an letzter Stelle steht. Die letzte Versuchung bei Lukas ist die mit der Zinne des Tempels, die laut Matthäus die zweite war. Die Reihenfolge der zweiten und dritten Versuchung ist also in diesen beiden Evangelien vertauscht. Welche ist die richtige Reihenfolge?
Die mögliche Erklärung für die unterschiedliche Reihenfolge der Versuchungen in Lukas 4 ist, dass Lukas den Bericht nicht in chronologischer Reihenfolge verfasst hat. Er folgte wahrscheinlich intuitiv der in 1 Johannes 2,16 beschriebenen Reihenfolge, weil diese dem Weg der Komplexität der menschlichen Bedürfnisse entspricht.
Zuerst kommen die physischen Bedürfnisse eines Menschen (Fleischeslust), dann die soziologischen, psychologischen und emotionalen Bedürfnisse (Augenlust) und schließlich das komplexeste Bedürfnis: das Bedürfnis nach Selbstfindung, insbesondere in Bezug auf die Beziehung zu Gott und die Frage, wer die höchste Autorität im Leben ist (Hochmut des Lebens). In der menschlichen Wissenschaft entspricht dies der Maslow-Pyramide.
Lukas war ein Arzt (Kolosser 4,14), ein Mediziner, der gebildet war und mit den Methoden der Heilung und der Befriedigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse bestens vertraut. Viele Kommentatoren sagen, dass das Ziel von Lukas nicht darin bestand, einen absolut chronologisch perfekten Bericht über das Leben Jesu zu präsentieren, sondern vielmehr den Messias als einen ansprechenden, logischen und wahren Weg der Erlösung für die gebildeten Griechen darzustellen.
Den wahren Grund, warum Lukas in seinem Bericht eine andere Reihenfolge verwendet hat, werden wir wohl nie erfahren, aber wir können fundierte Vermutungen anstellen und Erklärungen finden, die einige von uns zufriedenstellen könnten. Sie werden nicht alle überzeugen, und wer Fehler in der Bibel finden möchte, wird immer etwas finden, auf das er hinweisen kann (andernfalls wäre kein Glaube erforderlich).
Die Tatsache, dass die Berichte von verschiedenen Menschen (Matthäus und Lukas) dennoch in den Details so übereinstimmen, bestätigt die Wahrhaftigkeit des Geschehenen. Wie jeder, der sich mit Augenzeugenberichten befasst hat, weiß, ist entscheidend, was passiert ist – nicht unbedingt die persönliche Wahrnehmung der Zeit oder Abfolge, denn das menschliche Gedächtnis verblasst. Wenn die Details aber dennoch übereinstimmen, ist es ein Zeugnis für die Wahrhaftigkeit der Aussagen.
Genau wie menschliche Doktrinen, Lehren und intellektuelle Konstrukte, die die „weisen Männer der Wissenschaft“ ersinnen können, ist das Wort Gottes in seiner Sprache nicht absolut perfekt, da es von Menschen geschrieben und übersetzt wurde – obwohl die ursprünglichen Autoren von Gott inspiriert waren. Dennoch können wir glauben und darauf vertrauen, dass die Bibel ewige Prinzipien und Wahrheiten enthält, die für die Erlösung erforderlich sind.
Laut dem sehr umfangreichen und fundierten Buch „Der Sieg der Liebe“ bzw. „Das Leben Jesu“ (Desire of Ages), Kapitel 12 und 13, ist die in Matthäus beschriebene Chronologie die richtige. Mit der Gewissheit, dass der Bericht von Matthäus die richtige Reihenfolge hat, werden der Grund und die Erklärung dafür, warum Satan – als er Jesus versuchte – nicht dem Weg der Komplexität folgte, weiter unten besprochen.
Die drei Kategorien
Jetzt können wir versuchen, die drei Versuchungen Jesu in der Wüste und die drei Kategorien menschlicher Untugenden in 1 Johannes 2,16 miteinander in Einklang zu bringen.
DIE FLEISCHESLUST
Satan versuchte unbestreitbar, körperliche Bedürfnisse (Fleischeslust; Esslust) auszunutzen, als er Jesus sagte, er solle Steine zu Brot machen. Diese Versuchung steht sowohl im Matthäus- als auch im Lukasbericht an erster Stelle. Die Antwort Jesu war folgende:
Matthäus 4,4 - Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht!«
Jesus bezog sich in seiner Antwort auf die Bibel und auf Gott den Vater. Satan versuchte, dies in seiner nächsten Versuchung auszunutzen. Dies erklärt, warum er nicht dem Weg der Komplexität folgte: weil er flexibel und listig genug war, um seine Versuchungen an die Situation anzupassen.
DER HOCHMUT DES LEBENS
Da Jesus sich auf den Vater bezog, versuchte Satan Folgendes zu tun:
Matthäus 4,5-6 - Darauf nimmt ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels und spricht zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben: »Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stößt«.
Der Hauptpunkt, den Satan ansprechen will, ist wohl, dass Gott der Vater Jesus beschützen wird, egal was passiert. Satan versuchte, Jesus den Gedanken einzuflößen, dass Jesus der Wichtigste ist und dass seine Person und seine Bedürfnisse höher stehen als Gottes Plan für sein Leben als Messias. Mit anderen Worten: Satan versucht, eine Art Stolz und Ehrgeiz in Jesus zu aktivieren, der nach Meinung des Autors in die Kategorie „Hochmut des Lebens“ gehört. Dieses Argument – dass es bei dieser Versuchung um Hochmut und den Status Jesu im Verhältnis zum Vater geht – wird in gewisser Weise durch Jesu Antwort an Satan und den erneuten Bezug auf den Vater bestätigt:
Matthäus 4,7 - Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!«
DIE AUGENLUST
Die Augen werden in der Bibel sehr oft mit Lust und der Liebe zur Welt verbunden (Psalm 119,37; Sprüche 27,20; 6,25; 2 Samuel 11,2; Matthäus 5,29; 6,22-23). Mit diesem Wissen können wir nun die letzte Versuchung analysieren.
Matthäus 4,8-10 - Wiederum nimmt ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und spricht zu ihm: Dieses alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest! Da spricht Jesus zu ihm: Weiche, Satan! Denn es steht geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!«
Erstens „zeigte“ ihm Satan die Königreiche, was gut zur Kategorie Augenlust passt, da es sich um eine visionsbasierte Versuchung handelt.
Zweitens – und was am wichtigsten ist – präsentierte Satan eine alternative Möglichkeit für Jesus, der Messias und der Retter der Menschheit zu sein, was seine Identität als Sohn Gottes ausmachte und immer noch tut. Zu beachten ist, dass Satan bei den beiden vorherigen Versuchungen sagte: „WENN du der Sohn Gottes bist“ (Matthäus 4,3.6). Damit legte er den Grundstein für diese letzte Versuchung und säte gleichzeitig in ihm Zweifel darüber, ob er wirklich der Sohn Gottes sei. Jesus liebt unsere Welt (die Schöpfung und uns) auf eine richtige Art und Weise und wollte sie retten. Doch wie wir bereits gesehen haben, gehört Augenlust zur Liebe der Welt, und Satan wollte in ihm eine falsche Liebe zu unserer Welt auslösen. Satan deutete an, dass Jesus auf einem anderen Weg ein Retter hätte sein können: ein gerechter, fairer und allgemein guter König für alle Nationen – ohne dass er leiden und sterben müsste.
Drittens wäre eine Position als praktisch oberster Herrscher der ganzen Welt natürlich mit großen Vorteilen verbunden, die alle menschlichen Bedürfnisse abdecken – nicht nur die physischen. Sie würde Reichtum, Komfort, Respekt, Autorität und alles andere beinhalten, was eine Person sich nur wünschen kann – was wiederum gut zur Kategorie der Augenlust passt.
Es muss auch gesagt werden, dass nicht alles schwarz und weiß ist. Man könnte berechtigterweise argumentieren, dass diese Versuchung sich auch auf die Kategorie „Hochmut des Lebens“ bezieht, was an sich nicht falsch wäre – aber dann wäre es vielleicht schwierig zu argumentieren, dass die Versuchung mit der Zinne des Tempels zur Augenlust gehört.
Auf jeden Fall können die drei Kategorien auf die oben beschriebene Weise erfolgreich zugeordnet werden, und die Erklärungen, die wir haben, sind ansprechend.
In der gleichen Gestalt des Fleisches
In 1 Johannes 2,14 heißt es, dass es für uns Menschen geschrieben ist – für Väter, junge Männer (und natürlich auch für Frauen). Wenn sich 1 Johannes 2,14-17 auf menschliche Untugenden bezieht und die Versuchungen Jesu in der Wüste genau zu diesen Untugenden passen, dann können wir getrost sagen, dass Jesus ein Mensch war wie wir und wie wir versucht wurde – ein wahres Vorbild.
Römer 8,3 - Denn was dem Gesetz unmöglich war — weil es durch das Fleisch kraftlos war —, das tat Gott, indem er seinen Sohn sandte in der gleichen Gestalt wie das Fleisch der Sünde und um der Sünde willen und die Sünde im Fleisch verurteilte…
Das ist wichtig, denn es gibt Stimmen, die behaupten, dass Christus ganz anders war als wir, dass seine Menschlichkeit anders war als die unsere. Der Autor dieser Studie würde respektvoll widersprechen, denn mit diesem Denken wird die Vorbildfunktion Jesu zerstört. Er ist unser Vorbild, weil er im Großen und Ganzen wie wir war!
Hebräer 2,14-18 - Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil haben, ist er gleichermaßen dessen teilhaftig geworden, damit er durch den Tod den außer Wirksamkeit setzte, der die Macht des Todes hatte, nämlich den Teufel, und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden. Denn er nimmt sich ja nicht der Engel an, sondern des Samens Abrahams nimmt er sich an. Daher musste er in jeder Hinsicht den Brüdern ähnlich werden, damit er ein barmherziger und treuer Hoherpriester würde in dem, was Gott betrifft, um die Sünden des Volkes zu sühnen; denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, kann er denen helfen, die versucht werden.
Auch wenn Jesus gleichzeitig göttlich und menschlich war – eine Verschmelzung beider Naturen – lebte er in einem Körper, der dem Gesetz der Vererbung unterworfen war. Dennoch hatte er keine Neigung zur Sünde und beging nie eine Sünde (Hebräer 4,15). Trotz der realen Versuchungen Satans, die theoretisch dazu hätten führen können, dass Jesus sündigt, blieb er unbefleckt – durch die Kraft, die aus seiner Verbindung zum Vater entstand. Ein Beispiel für uns!
Jesus musste „in jeder Hinsicht den Brüdern ähnlich werden“ (Hebräer 2,17), denn sonst würde der Erlösungsplan nicht funktionieren. Andernfalls könnte der Teufel als Ankläger behaupten, dass Jesus nicht wie wir war und daher nicht unser Stellvertreter sein kann!
1 Korinther 10,11-14 - Alle diese Dinge aber, die jenen widerfuhren, sind Vorbilder, und sie wurden zur Warnung für uns aufgeschrieben, auf die das Ende der Weltzeiten gekommen ist. Darum, wer meint, er stehe, der sehe zu, dass er nicht falle! Es hat euch bisher nur menschliche Versuchung betroffen. Gott aber ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, sodass ihr sie ertragen könnt. Darum, meine Geliebten, flieht vor dem Götzendienst!
Der obige Text bezieht sich in erster Linie auf die Erfahrungen des Volkes Israel während seines 40-jährigen Wanderns in der Wüste (übrigens lagen ihre Versuchungen bei näherer Betrachtung ebenfalls in den drei bereits vorgestellten Bereichen)*. Dennoch gibt es zwei Dinge, die wir aus dieser Bibelstelle entnehmen können.
Erstens enthält die Bibel Geschichten, die uns als Lehren dienen sollen. Jesus ist unser bestes Beispiel, und wir können aus den Erfahrungen, die er als einer von uns gemacht hat, wichtige Lehren ziehen.
Zweitens heißt es im Text: „Es hat euch bisher nur menschliche Versuchung betroffen.“ Wir sind auch Menschen, und daher betreffen uns ebenso die „menschlichen Versuchungen“. 1 Johannes 2,14 scheint der einzige Bibeltext zu sein, der die menschlichen Versuchungen anscheinend allumfassend kategorisiert. Wir können nicht sagen, dass unsere Versuchungen schwieriger oder einzigartiger sind als die von Jesus oder anderen Menschen – es gibt keine „Ausrede der Ausnahme“!
* Anm.: Die Israeliten verlangten nach Fleisch und hatten buchstäblich Fleischeslust. Sie wollten das Land Kanaan erobern, nachdem Gott ihnen gesagt hatte, dass es zu spät sei und sie es nicht schaffen könnten – sie hatten Augenlust. Schließlich murrten sie gegen Gott und verehrten andere Gottheiten, womit sie ihren Hochmut des Lebens zeigten.
Versuchung Jesu auf dem Kreuz
Nach seinen gescheiterten Versuchungen in der Wüste beabsichtigte Satan weiterhin, Jesus zur Sünde zu verleiten. Die drei oben besprochenen Kategorien sind beispielsweise in der folgenden Passage zu erkennen.
Matthäus 27,40-43 – {40} … und sprachen: Der du den Tempel zerstörst und in drei Tagen aufbaust, rette dich selbst! Wenn du Gottes Sohn bist, so steige vom Kreuz herab! {41} Gleicherweise spotteten aber auch die obersten Priester samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: {42} Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten! Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz herab, und wir wollen ihm glauben! {43} Er hat auf Gott vertraut; der befreie ihn jetzt, wenn er Lust an ihm hat; denn er hat ja gesagt: Ich bin Gottes Sohn!
DIE FLEISCHESLUST (Verse 40-42)
Jesus wurde gesagt, er solle sich selbst retten – im Grunde genommen seine eigene Kraft nutzen, um seinen Körper vor der Qual der Kreuzigung zu retten. Dies erinnert uns daran, wie Satan versuchte, Jesus dazu zu bringen, seine eigene Macht zu missbrauchen, um Steine zu Brot zu machen.
DER HOCHMUT DES LEBENS (Vers 43)
Sie versuchten, ihn dazu zu bringen, die Macht des Vaters zu missbrauchen. Dies erinnert uns daran, wie Satan versuchte, Jesus dazu zu bringen, die Macht Gottes zu missbrauchen, indem er Engel schickt, um ihn von der Spitze des Tempels zu retten.
DIE AUGENLUST („wenn du der Sohn Gottes bist“; „er hat andere gerettet“; alle Verse 40-43)
Sie zweifelten an der Mission Jesu als Messias und daran, warum er als Mensch auf die Erde kam. Er kam, um die Menschheit zu retten, hing nun aber am Kreuz. Dies zielte darauf ab, Zweifel an seinen Lebenszielen, seiner Mission usw. zu schüren. Dies kann mit Satans Versuch verglichen werden, Jesus davon zu überzeugen, als weltlicher König die Weltreiche zu übernehmen, um seine Ziele zu erreichen.
Weitere Überlegungen
DER FALL VON ADAM & EVA
Die Versuchung und der Fall von Adam und Eva bestätigen deutlich, dass es nur die drei besprochenen Kategorien menschlicher Untugenden gibt. Lesen wir Genesis 3,6 (a) sorgfältig:
Die Fleischeslust: „Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre …“
Die Augenlust: „… und dass er eine Lust für die Augen …“
Der Hochmut des Lebens: „… und ein begehrenswerter Baum wäre, weil er weise macht …“ In Vers 5 sagte Satan: „Ihr werdet sein wie Gott.“ Die „Weisheit“, die Eva so attraktiv fand, zielte auf das ab, was Satan als Gott-sein darstellte. Damit bezog sich diese Versuchung eindeutig auf die Kategorie der menschlichen Untugend, die mit dem Status Gottes im eigenen Leben zu tun hat. Das identifiziert diesen Punkt als eine Versuchung im Bereich „Hochmut des Lebens“.
DER FALL VON DAVID
Nicht nur die Sünde von Adam und Eva, sondern auch die von David (2 Samuel 11) bestätigt die Tatsache, dass die drei Kategorien menschlicher Untugenden nicht unbedingt in drei verschiedenen Instanzen, sondern gleichzeitig auftreten können.
Die Fleischeslust: David erlag der Versuchung, als er die nackte Bathseba sah.
Die Augenlust: Er verlangte nach jemandem, der außer seiner Reichweite war und sehr schön erschien.
Der Hochmut des Lebens: Als König dachte er, er könne tun und lassen, was er will, und vergas Gottes Prinzipien und Autorität scheinbar völlig.
Verbindung zu den drei Aspekten der menschlichen Existenz
1 Thessalonicher 5,23 und 1 Mose 2,7 sprechen von drei Aspekten der menschlichen Existenz: dem Körper, dem Geist und der Seele. Wir können eine Verbindung zwischen diesen drei Ebenen unserer Existenz und den menschlichen Untugenden herstellen und so weiter erklären, warum es genau drei Hauptmethoden gibt, mit denen Satan versucht, uns in Versuchung zu führen:
Körper (Die Fleischeslust): Satan versucht, uns durch die Bedürfnisse unseres Körpers zur Lust auf fleischliche Dinge zu verleiten.
Seele (Die Augenlust): Er versucht, uns aufgrund der Bedürfnisse unserer Seele – die visuelle Reize, Emotionen und Interaktionen mit anderen umfasst – zum Fallen zu bringen.
Geist (Der Hochmut des Lebens): Schließlich will er uns stolz machen, indem er uns in die Illusion führt, dass wir selbst höher sein können als Gott oder dass unser spirituelles Verständnis „wahrer“ sei als das, was in Gottes Wort offenbart wird. Wir sollen glauben, dass wir oder unsere „Seelen“ unsterblich sind, dass wir nur Tiere sind oder etwas anderes, solange Gott als Hauptautorität in unserem Leben entfernt wird. Satan will uns vergessen lassen, dass die Gabe des Lebens (Atem/Geist des Lebens) Gott zum Herrn unseres Lebens macht. Das führt zu Stolz und Selbstgenügsamkeit.
Zusammenfassung
Arten menschlicher Untugenden, Versuchungen und Sündenkategorien (aus menschlicher Sicht und speziell in Bezug auf die Mission Jesu), zusammengefasst in einer Tabelle (hier als Bild eingefügt).
Um die Tabelle intuitiver und übersichtlicher zu gestalten, basiert die Reihenfolge auf 1 Johannes 2,16 (dem Weg der zunehmenden Komplexität menschlicher Bedürfnisse) und nicht auf der tatsächlichen chronologischen Reihenfolge der Versuchungen Jesu in Matthäus 4.
Informationen zu dem Artikel
Bibelversion: Sofern nicht anders angegeben, basiert die Bibelübersetzung auf der Schlachter 2000 (SCH2000); Copyright © 2000 Geneva Bible Society. In nicht-biblischen Zitaten (EGW, Pioniere) wurden teilweise andere Bibelübersetzungen wie z.B. die Lutherbibel verwendet.
EGW-Zitate: Zitate von Ellen G. White, die auf www.egwwritings.org nur in Englisch verfügbar sind, wurden eigenständig übersetzt. Bereits auf Deutsch verfügbare Zitate wurden in einigen Fällen zur Gewährleistung höchster Genauigkeit neu übersetzt (vgl. Quellenangaben).
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