Das Gleichnis vom Unkraut
Dieser Artikel basiert auf landwirtschaftlichen Erkenntnissen und einem Vortrag einer adventistischen Glaubensschwester aus Australien.
Einführung
Matthäus 13,24-30.36-43 - Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Reich der Himmel gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht ansetzte, da zeigte sich auch das Unkraut. Und die Knechte des Hausherrn traten herzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen in deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er aber sprach zu ihnen: Das hat der Feind getan! Da sagten die Knechte zu ihm: Willst du nun, dass wir hingehen und es zusammenlesen? Er aber sprach: Nein!, damit ihr nicht beim Zusammenlesen des Unkrauts zugleich mit ihm den Weizen ausreißt. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte will ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, dass man es verbrenne; den Weizen aber sammelt in meine Scheune! / {36} Da entließ Jesus die Volksmenge und ging in das Haus. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker! Und er antwortete und sprach zu ihnen: Der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen. Der Acker ist die Welt; der gute Same sind die Kinder des Reichs; das Unkraut aber sind die Kinder des Bösen. Der Feind, der es sät, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Weltzeit; die Schnitter sind die Engel. Gleichwie man nun das Unkraut sammelt und mit Feuer verbrennt, so wird es sein am Ende dieser Weltzeit. Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden alle Ärgernisse und die Gesetzlosigkeit verüben aus seinem Reich sammeln und werden sie in den Feuerofen werfen; dort wird das Heulen und das Zähneknirschen sein. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne im Reich ihres Vaters. Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen ist auf den ersten Blick klar, doch es enthält Nuancen, die leicht übersehen werden können. In diesem Artikel wollen wir das Gleichnis eingehender betrachten und praktische Anwendungen daraus ableiten.
Ein Beispiel für das Unkraut
Im Gleichnis werden landwirtschaftliche Gegebenheiten als Symbole für geistliche Wahrheiten verwendet. Daher ist es sinnvoll, mit Beispielen aus der Landwirtschaft zu beginnen – insbesondere, weil zur Zeit Jesu deutlich mehr Menschen mit dem Ackerbau vertraut waren und die bildhafte Sprache daher unmittelbar verstanden. Die erste Aufgabe besteht darin, auf den folgenden Bildern das Unkraut aus Matthäus 13,24–30 zu identifizieren.
Auf welchen Bildern sehen wir das Unkraut? Ist es Bild Nummer 4 (von links nach rechts und von oben nach unten) – oder vielleicht Nummer 5?
Im Orient nahmen Männer manchmal Rache an einem Feind, indem sie seine frisch besäten Felder mit dem Samen eines schädlichen Unkrauts bestreuten, das während des Wachstums dem Weizen sehr ähnlich sah. Es wuchs mit dem Weizen auf, schadete der Ernte und brachte dem Eigentümer des Feldes Mühe und Verlust. So sät auch Satan aus Feindschaft gegen Christus seinen bösen Samen unter den guten Samen des Reiches. Die Frucht seiner Saat schreibt er dem Sohn Gottes zu. {COL 71.1 / CGl 70.1; BRG 52.4}
Wenn du die Bilder 3, 4 oder 5 gewählt hast, liegst du leider falsch – das wäre zu einfach. Ob das Unkraut auf den Bildern 1 und 2 zu sehen ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Auf Bild 6 jedoch können wir es deutlich erkennen. In Matthäus 13,26 lesen wir, dass das Unkraut erst sichtbar wurde, als die „Saat wuchs und Frucht ansetzte“. Warum erst zu diesem späteren Zeitpunkt? Weil die Pflanze, die hier als Unkraut beschrieben wird, dem Weizen in den frühen Wachstumsstadien sehr ähnlich sieht und sich erst kurz vor der Reife unterscheiden lässt.
Auf den Bildern 3, 4 und 5 ist also nicht die im Gleichnis beschriebene Unkrautpflanze zu sehen, sondern andere schädliche Gewächse – wie der „Blaue Mohn“ bzw. Mexikanische Stachelmohn, die Eselsdistel oder die Wollige Färberdistel. Diese Pflanzen ähneln dem Weizen überhaupt nicht: Schon beim Austreiben der ersten Blätter lassen sie sich leicht erkennen und eindeutig bestimmen – besonders der sogenannte „blaue Mohn“, korrekter: der Mexikanische Stachelmohn.
Auf dem Bild sehen wir den „Black Oat“ (Schwarzen Hafer), auch bekannt als Sand-Hafer, Wildhafer oder Rau-Hafer. Auffällig sind die dunklen Spitzen am Ende des Kornkopfes. Diese Pflanze passt gut zur Beschreibung des Unkrauts im Gleichnis – auch wenn damit nicht zwingend genau diese Art gemeint sein muss.
Der Schwarze Hafer ist für Tiere wenig nahrhaft und liefert nicht genug Korn, um wirtschaftlich nutzbar zu sein. Seine Körner gelten daher als Verunreinigung unter den Weizenkörnern. Als der Vater einer adventistischen Glaubensschwester aus Australien sein Getreide ins örtliche Silo brachte, wurde eine Probe aus der Mitte des Kornhaufens entnommen – dazu stach man ein langes Rohr in den Getreidebehälter auf dem LKW und zog eine Probe heraus. Diese wurde analysiert, um die „Sauberkeit“ der Ladung zu bewerten. Je nach Menge an Schwarzem Hafer oder Unkrautsamen in der Probe wurde der Auszahlungsbetrag festgelegt. Aus diesem Grund besprühen viele Landwirte ihre Felder vor oder während der Aussaat mit Herbiziden.
Nur das geübte Auge eines qualifizierten Agrarwissenschaftlers kann diesen Eindringling auf den ersten beiden der sechs Fotos erkennen. Auffällig ist die besondere Art, wie die Blätter am Stängel befestigt sind. Um zwischen Weizen und Schwarzem Hafer zu unterscheiden, müsste jede einzelne Pflanze auf dem Feld genau untersucht werden.
Werfen wir nun einen genauen Blick auf das folgende Bild mit den Unterscheidungsmerkmalen der jeweiligen Getreidepflanzen.
Wohlgemerkt: In der Realität sind diese Unterschiede auf dem Feld nur in sehr kleinem Maßstab sichtbar.
Auf dem ersten von den beiden Fotos oben sehen wir das Korn des Schwarzen Hafers, auf dem zweiten das Korn des kommerziell angebauten Weizens. Der Unterschied ist deutlich: Das eine wirkt relativ leer, während das andere gut gefüllt ist.
Schwarzer Hafer wächst direkt neben den Weizenpflanzen und etwa in gleicher Geschwindigkeit. Daher ist die Pflanze die meiste Zeit über schwer zu erkennen, bis die Körner zu reifen beginnen. Dann zeigt sich ein deutlicher Unterschied: Die Spitzen des Schwarzhafers ragen plötzlich weit über die des Weizens hinaus. Blickt man auf Höhe der Weizenspitzen über das Feld, sind die Spitzen des Schwarzen Hafers deutlich sichtbar. Die oberen Bilder veranschaulichen das gut. Im mittleren Bild erscheinen die Spitzen des Schwarzhafers weiß, was darauf hindeutet, dass sie bereits ihre Samen abgeworfen haben.
Unkraut oder Dornen
In vielen Bibelübersetzungen wird das griechische Wort ζιζάνια (zizania) mit „Unkraut“ wiedergegeben. Es erscheint ausschließlich in Matthäus 13 im Gleichnis vom Unkraut. Oft findet sich eine Fußnote, die erklärt, dass damit der „Taumellolch“ oder „Afterweizen“ gemeint ist – eine giftige Pflanze, die dem Weizen stark ähnelt. Der oben beschriebene Schwarze Hafer weist eine ähnliche Täuschung auf, da auch er dem Weizen sehr ähnlich sieht. Wenn der Taumellolch in einem Teil der Welt kein verbreitetes Problem ist, übernimmt der Schwarze Hafer oder eine andere Schädlingspflanze seine Rolle. So existieren unterschiedliche Arten von „falschem Weizen“.
Somit ist für uns die biblische Definition des Unkrauts in Matthäus 13,24–30 klar: eine Pflanze, die dem Weizen sehr ähnlich ist – praktisch ein falscher Weizen. Die Schädlingspflanzen, die wir eingangs auf den Bildern 3, 4 und 5 gesehen haben, werden wir in diesem Artikel fortan als „Dornen“ bezeichnen, um eine klare Unterscheidung zu dem Unkraut zu gewährleisten.
Das Wort „Dornen“ wird im Neuen Testament zwar nicht direkt für Menschen verwendet – sondern für Umstände, wie z. B. im Gleichnis vom Sämann –, aber im Alten Testament durchaus auch auf Menschen bezogen (vgl. 4 Mose 33,55; Josua 23,13). Darüber hinaus finden sich im Neuen Testament viele weitere landwirtschaftliche Bilder für gottlose Menschen: schlechte Bäume (Matthäus 7,17–19; Judas 12), schlechte Reben (Johannes 15,6; Jesaja 5,1–7; Hesekiel 15,2–4) oder Spreu (Matthäus 3,12). Dennoch werden wir uns in diesem Artikel der Einfachheit halber auf den Begriff „Dornen“ beschränken.
An dieser Stelle stellt sich eine entscheidende Frage: Welche Relevanz haben diese landwirtschaftlichen Einblicke für geistliche Wahrheiten? Genau dem werden wir in den nächsten Abschnitten nachgehen.
Der Anwendungsbereich
Es ist sehr wichtig zu verstehen, auf welche Situation(en) die Lehren aus dem Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen angewandt werden können und sollen. Wovon spricht Jesus? Spricht er von der Welt insgesamt? Die Bibel sagt in Matthäus 13,38 folgendes: „Der Acker ist die Welt.“ Mit diesem Zitat könnte man die Fragestellung abschließen. Allerdings ergibt sich daraus ein Problem.
Ist es wirklich so in der Welt, dass kein erkennbarer Unterschied besteht zwischen dem guten Samen – den Kindern des Reiches – und dem Unkraut – den Kindern des Bösen (Matthäus 13,26.38)? Hoffentlich nicht, denn in diesem Fall würden wir als Gottes Volk unseren Auftrag verfehlen: anders zu sein und ein Licht für eine Welt darzustellen, die in Finsternis lebt (1 Petrus 2,9; Römer 12,2; Galater 5,19–22). Tatsächlich besteht ein klarer Unterschied zwischen den Kindern des Lichts und denen der Finsternis (Matthäus 5,14–16; Epheser 5,8; Philipper 2,15).
Bedeutet das nun, dass Jesus den Acker fälschlicherweise als „die Welt“ identifiziert? Nein – vielmehr lässt sich daraus eine wichtige Lehre ziehen: Gott richtet die Welt in seiner Barmherzigkeit noch nicht endgültig, weil er den Menschen Zeit zur Umkehr geben will.
Matthäus 5,45 - … damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte.
2 Petrus 3,9 - Der Herr zögert nicht die Verheißung hinaus, wie etliche es für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig gegen uns, weil er nicht will, dass jemand verlorengehe, sondern dass jedermann Raum zur Buße habe.
Manche deuten das Gleichnis zwar korrekterweise auf die Welt, versäumen es aber, die tiefere geistliche Wahrheit zu präsentieren (siehe z. B. die STA-Sabbatschullektion für Q1 2025, Lektion Nr. 9: „Der kosmische Konflikt“).
Das Zitat von Ellen G. White, das eingangs nur teilweise wiedergegeben wurde, macht deutlich, dass das Gleichnis auf die Gemeinde Gottes angewandt werden sollte. In voller Länge lautet es wie folgt:
Im Orient nahmen Männer manchmal Rache an einem Feind, indem sie seine frisch besäten Felder mit dem Samen eines schädlichen Unkrauts bestreuten, das während des Wachstums dem Weizen sehr ähnlich sah. Es wuchs mit dem Weizen auf, schadete der Ernte und brachte dem Eigentümer des Feldes Mühe und Verlust. So sät auch Satan aus Feindschaft gegen Christus seinen bösen Samen unter den guten Samen des Reiches. Die Frucht seiner Saat schreibt er dem Sohn Gottes zu. Indem er {Satan} solche {das Unkraut} in die Gemeinde bringt, die den Namen Christi tragen, aber seinen Charakter verleugnen, bewirkt der Böse, dass Gott entehrt, das Werk der Erlösung verfälscht und Seelen in Gefahr gebracht werden. {COL 71.1 / CGl 70.1; BRG 52.4}
Ein anderes Extrem besteht darin, das Gleichnis ausschließlich auf die Gemeinde anzuwenden – im Gegensatz zu dem Versuch, es nur auf die Welt zu beziehen – ohne dass man auch die Existenz der Dornen miteinbezieht. Man hört immer häufiger, dass das Gericht allein Gottes Sache sei und dass die Kirche – da sie nicht in die Herzen blicken könne – das Gleichnis vom Unkraut auf den Umgang mit Sünde und Abfall in ihren Reihen anwenden solle. Heutzutage wird oft gefordert, dass Menschen, die offen in Sünde leben – sogar in leitenden Positionen –, so akzeptiert werden müssen, wie sie sind. Es stimmt zwar, dass das Gericht letztlich Gottes Aufgabe ist und nur er das Herz kennt, doch diese Anwendung des Gleichnisses wäre irreführend. Denn sie würde der klaren biblischen Anweisung widersprechen, wie mit offenkundiger Sünde in der Gemeinde umzugehen ist – wie es unter anderem in folgenden Bibelstellen deutlich wird: 1 Korinther 5,11–13; Matthäus 18,15–17; 2 Thessalonicher 3,6.14–15; Titus 3,10–11; Römer 16,17.
Die Problematik macht erstens deutlich, dass man innerhalb der Gemeinde zwischen Unkraut und Dornen unterscheiden muss: Das Unkraut lässt sich nur schwer vom Weizen unterscheiden, während Dornen leicht erkennbar sind. Zweitens ist der „Acker“ also nicht ausschließlich die Gemeinde – denn dann würden wir Jesu klare Aussage „Der Acker ist die Welt“ (Matthäus 13,38) außer Acht lassen.
„Der Acker“, sagte Christus, „ist die Welt.“ Doch wir müssen dies so verstehen, dass es die Gemeinde Christi in der Welt bedeutet. Das Gleichnis beschreibt das, was zum Reich Gottes gehört – sein Werk der Errettung der Menschen; und dieses Werk wird durch die Gemeinde vollbracht. Es stimmt, dass der Heilige Geist in die ganze Welt hinausgegangen ist; überall wirkt er auf die Herzen der Menschen; aber es ist in der Gemeinde, dass wir wachsen und reifen sollen für die Scheune Gottes. {COL 70.2 / CGl 69.2; BRG 52.2}
Die Erklärung wäre also, dass der Acker die Gemeinde mitten in dieser Welt darstellt. Das Wort „Acker“, das im Gleichnis vom Unkraut verwendet wird, bezeichnet an anderen Stellen allgemein landwirtschaftlich genutzte Flächen (das Land im Gegensatz zur Stadt; Markus 5,14), oder in einzelnen Fällen einen Bauernhof bzw. eine Farm (Matthäus 22,5; siehe KJV). Der „Acker“ bedeutet also „das Land“ – er stellt die Welt dar. Auf diesem Land gibt es verschiedene Felder oder Beete – das sind die Kirchen, Organisationen und dergleichen, die es auf der Erde gibt. Auf diesen Feldern wächst der Weizen, der trotz eventueller Unterschiede gemeinsam nach bestem Wissen und Gewissen Gott folgt und somit die geistliche Gemeinde Gottes darstellt. Darunter gibt es das Feld des Hausherrn, welches seine auserwählte und wahre Gemeinde auf dieser Erde darstellt. Der Feind hat seinen Samen ausgestreut – vor allem auch auf die Felder mit dem Weizen. Hinzu kommen die Dornen, die zwar im Gleichnis vom Unkraut nicht erwähnt werden, aber überall standardmäßig vorhanden sind (wenn man die Felder nicht mit Herbiziden behandelt) und die wir weiter oben bereits näher betrachtet und definiert haben.
Es gibt also eine Doppeldeutigkeit in diesem Gleichnis: Einerseits bezieht es sich oberflächlich betrachtet auf die ganze Welt, andererseits, in tieferem Sinne, auf die Gemeinde.
Als Nächstes stellt sich die Frage, wie mit den verschiedenen Pflanzen auf den jeweiligen Böden umzugehen ist.
Umgang mit der Welt
1 Korinther 5,12-13 - Denn was gehen mich auch die an, die außerhalb [der Gemeinde] sind, dass ich sie richten sollte? Habt ihr nicht die zu richten, welche drinnen sind? Die aber außerhalb sind, richtet Gott …
Unabhängig davon, ob es sich um Unkraut oder Dornen handelt, ist es nicht die Aufgabe der Gemeinde Gottes, in irgendeiner Weise gegen die Menschen in der Welt vorzugehen. Gegen Ungläubige und Sünder können wir selbstverständlich keinen weltlichen, physischen Kampf oder Krieg führen (Epheser 6,12). Unser Kampf ist geistlich: Wir können sie nur positiv beeinflussen und Zeugnis geben (Apostelgeschichte 1,8; 1 Petrus 3,15).
Umgang mit Unkraut
Im Gleichnis vom Weizen und Unkraut erkennen wir den Grund, warum das Unkraut nicht ausgerissen werden sollte: damit nicht zugleich mit dem Unkraut auch der Weizen entwurzelt würde. Menschliche Sicht und Beurteilung würden schwerwiegende Fehler zur Folge haben. Aber eher als dass ein Fehler geschieht und auch nur ein einziger Halm Weizen ausgerissen wird, sagt der Meister: „Lasset beides miteinander wachsen bis zur Ernte“; dann werden die Engel das Unkraut sammeln, das zur Vernichtung bestimmt ist. Obwohl es in unseren Gemeinden, die den Anspruch stellen an die höhere Wahrheit zu glauben, solche gibt, die fehlerhaft und irrend sind – Unkraut unter dem Weizen –, ist Gott langmütig und geduldig. Er weist die Fehlenden zurecht und warnt sie, aber er vernichtet nicht jene, die lange brauchen, um die Lektion zu lernen, die er ihnen beibringen will; er reißt das Unkraut nicht aus dem Weizen. Das Unkraut und der Weizen sollen zusammen bis zur Ernte wachsen; wenn der Weizen zur vollen Reife gelangt und durch seinen gereiften Charakter erkennbar ist, dann wird er deutlich vom Unkraut zu unterscheiden sein. Die Gemeinde Christi auf Erden wird unvollkommen sein, aber Gott vernichtet seine Gemeinde nicht wegen ihrer Unvollkommenheit. {Anm.: siehe die Quellenangabe am Ende des nächsten Absatzes}
Es hat solche gegeben und es wird solche geben, die mit einem Eifer ohne Erkenntnis erfüllt sind, die die Gemeinde reinigen und das Unkraut aus ihrer Mitte ausreißen wollen. Doch Christus hat spezielles Licht gegeben, wie mit Irrenden und Unbekehrten in der Gemeinde umzugehen ist. Es soll keine unüberlegte, eifrige, hastige Maßnahme von Gemeindegliedern ergriffen werden, um jene auszuschließen, die sie für fehlerhaft im Charakter halten. Unkraut wird unter dem Weizen erscheinen; aber es würde mehr Schaden anrichten, das Unkraut auszureißen – es sei denn auf Gottes bestimmte Weise – als es zu belassen. Während der Herr solche in die Gemeinde bringt, die wahrhaft bekehrt sind, bringt Satan gleichzeitig Menschen in ihre Gemeinschaft, die nicht bekehrt sind. Während Christus den guten Samen sät, sät Satan das Unkraut. Es wirken ständig zwei entgegengesetzte Einflüsse auf die Glieder der Gemeinde. Der eine Einfluss arbeitet an der Reinigung der Gemeinde, der andere an der Verderbnis des Volkes Gottes. {RH September 5, 1893, par. 1}
Die Knechte Christi sind bekümmert, wenn sie sehen, wie sich wahre und falsche Gläubige in der Gemeinde vermischen. Sie sehnen sich danach, etwas zur Reinigung der Gemeinde zu tun. Wie die Knechte im Gleichnis des Hausherrn sind sie bereit, das Unkraut auszureißen. Doch Christus spricht zu ihnen: „Nein! damit ihr nicht zugleich mit dem Unkraut den Weizen ausrauft. Lasset beides miteinander wachsen bis zur Ernte.“ {Matthäus 13,29-30} {COL 71.2 / CGl 70.2; BRG 53.1}
Christus hat unmissverständlich gelehrt, dass diejenigen, die in offener Sünde verharren, von der Gemeinde getrennt werden müssen; doch hat Er uns nicht die Aufgabe übertragen, über Charakter und Beweggründe zu urteilen. Er kennt unsere Natur zu gut, um uns diese Aufgabe anzuvertrauen. Würden wir versuchen, aus der Gemeinde diejenigen auszusondern, die wir für falsche Christen halten, würden wir gewiss Fehler machen. Oft halten wir gerade jene für hoffnungslose Fälle, die Christus zu sich zieht. Würden wir mit diesen Seelen nach unserem unvollkommenen Urteil verfahren, könnten wir vielleicht ihre letzte Hoffnung auslöschen. Viele, die sich selbst für Christen halten, werden sich am Ende als mangelhaft erweisen. Und viele werden im Himmel sein, von denen ihre Mitmenschen glaubten, sie würden niemals dort eingehen. Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an. Das Unkraut und der Weizen sollen zusammen bis zur Ernte wachsen; und die Ernte ist das Ende der Gnadenzeit. {COL 71.3 / CGl 70.3; BRG 53.1 - 53.2}
Der Umgang mit dem Unkraut ist klar: Da wir es nicht mit Sicherheit vom Weizen unterscheiden können, sollen wir es in der Gemeinde belassen. Gott kann in seiner Barmherzigkeit und Kraft das Unkraut in Weizen verwandeln – wenn die betreffende Person es will. Würde jedoch die Gemeinde das Unkraut ausreißen, hätten diese Menschen keine Chance, in die volle Gemeinschaft mit anderen Glaubensgeschwistern zu treten und mit ihrer Hilfe zu wachsen.
Es hat immer Unkraut unter dem Weizen gegeben und es wird bis ans Ende immer welches geben – die törichten Jungfrauen neben den klugen, solche, die kein Öl in ihren Gefäßen für ihre Lampen haben. Es gab einen habgierigen Judas in der von Christus auf Erden gegründeten Gemeinde, und es wird in jeder Phase ihrer Geschichte Judasgestalten in der Gemeinde geben. Doch ihre Existenz hebt nicht die Tatsache auf, dass Gott eine Gemeinde hat. Unter den Stämmen Israels, die auf dem Weg ins verheißene Kanaan waren, gab es Murrende, Neider und Eifersüchtige; dennoch führte Gott sie bei Tag durch eine Wolkensäule und bei Nacht durch eine Feuersäule. Die trügerischen Herzen mancher Menschen führen sie in die Irre, weil sie Unvollkommenheiten in der Gemeinde sehen – und doch erkennen sie ihre eigenen fehlerhaften Charakterzüge nicht. Gerade diese Menschen könnten nützlich für die Gemeinde sein, wenn sie mit dem großen Haupt der Gemeinde verbunden wären. Doch wenn sie vermessen und selbstsicher eigene Wege gehen, wird die Gemeinde ohne sie weitergehen. Jedes Gemeindeglied ist durch das feierlichste Gelübde gebunden, die Interessen der Gemeinde zu fördern und selbstlos und mit Hingabe für ihr Gedeihen zu arbeiten. {ST October 23, 1879, par. 10}
Jesus wusste, dass Judas einen mangelhaften Charakter hatte, doch nahm er ihn trotzdem als einen der Jünger an und gab ihm dieselben Gelegenheiten und Vorrechte wie den anderen, die er erwählt hatte. Judas war ohne Entschuldigung für den bösen Weg, den er später einschlug. Judas hätte ein Täter des Wortes werden können, so wie es schließlich Petrus, Jakobus, Johannes und die anderen Jünger wurden. Jesus gab kostbare Lehrunterweisungen, damit diejenigen, die mit ihm verbunden waren, bekehrt würden und keinen Anlass hätten, an den Fehlern festzuhalten, die ihren Charakter entstellten. {RH September 5, 1893, par. 2}
Subtile Makel, verborgene Sünden und Charakterschwächen – wie im Fall von Judas Iskariot – sind oft bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht erkennbar. Und selbst wenn wir sie wahrnehmen, sollten wir der betreffenden Person dennoch Chancen zur Umkehr geben – so wie es auch Jesus bei Judas getan hat. Aber was ist zu tun, wenn es sich um offene Sünde gegen Gott bzw. Glaubensgeschwister handelt?
Umgang mit Dornen
1 Korinther 5,11-13 - Jetzt aber habe ich euch geschrieben, dass ihr keinen Umgang haben sollt mit jemand, der sich Bruder nennen lässt und dabei ein Unzüchtiger oder Habsüchtiger oder Götzendiener oder Lästerer oder Trunkenbold oder Räuber ist; mit einem solchen sollt ihr nicht einmal essen. Denn was gehen mich auch die an, die außerhalb [der Gemeinde] sind, dass ich sie richten sollte? Habt ihr nicht die zu richten, welche drinnen sind? Die aber außerhalb sind, richtet Gott. So tut den Bösen aus eurer Mitte hinweg!
Matthäus 18,15-17 - Wenn aber dein Bruder an dir gesündigt hat, so geh hin und weise ihn zurecht unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit jede Sache auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruht. Hört er aber auf diese nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und ein Zöllner.
2 Thessalonicher 3,6 - Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr euch von jedem Bruder zurückzieht, der unordentlich wandelt und nicht nach der Überlieferung, die er von uns empfangen hat. / {14} Wenn aber jemand unserem brieflichen Wort nicht gehorcht, den kennzeichnet und habt keinen Umgang mit ihm, damit er sich schämen muss; doch haltet ihn nicht für einen Feind, sondern weist ihn zurecht als einen Bruder.
Christus hat unmissverständlich gelehrt, dass diejenigen, die in offener Sünde verharren, von der Gemeinde getrennt werden müssen {…} {COL 71.3 / CGl 70.3; BRG 53.1 - 53.2}
Die Gemeinde handelt ungerecht gegenüber Gott, wenn sie Elemente als Teil ihrer selbst bestehen lässt, die seiner Sache Unehre bringen. In den Verantwortungen, die Gott seiner Gemeinde auferlegt hat, gibt er jedem Einzelnen eine Rolle zu spielen, mit der Ermutigung, für seine Hilfe aus der Weisheit Gottes zu schöpfen. Doch es gibt solche, die vom Weg des Herrn abweichen und sich auf die Seite des Versuchers und seiner Sympathisanten stellen; und es sollte solche in der Gemeinde geben, die in der Furcht Gottes mit Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit und Treue bei der Erteilung von Zurechtweisung handeln. {RH March 19, 1908, par. 17}
Es ist weitaus einfacher, die Angelegenheiten in unseren wichtigen Institutionen in nachlässiger, lascher Weise laufen zu lassen, als das auszureißen, was anstößig ist, was Vertrauen und Glauben korrumpiert und zerstört. Aber es wäre weit besser eine geringere Zahl von Mitarbeitern zu haben, weniger zu erreichen und nach Möglichkeit solche in das Werk einzubinden, die wahrhaftig sind, standhaft wie ein Fels in den Grundsätzen, die die ganze Wahrheit lieben und allen Geboten Gottes gehorchen. Die Weißgekleideten, die den Thron Gottes umgeben, bestehen nicht aus denen, die das Vergnügen mehr liebten als Gott und es vorzogen mit dem Strom zu treiben, anstatt den Wellen des Widerstands zu trotzen. Alle, die rein und unverdorben bleiben vom Geist und Einfluss dieser Zeit, werden harte Kämpfe haben. Sie werden durch große Trübsal hindurchgehen; sie werden ihre Kleider des Charakters waschen und sie im Blut des Lammes weiß machen. Diese werden das Lied des Sieges im Reich der Herrlichkeit singen. Diejenigen, die mit Christus leiden, werden Anteil an seiner Herrlichkeit haben. {RH October 16, 1883, par. 21}
Offene Sünder sind wie Disteln und Dornen – sie sind leicht zu erkennen. Zur Identifikation der folgenden Disteln ist kein geschultes Auge erforderlich.
Anmerkung: Die folgenden Bilder und teilweise auch die Texte in diesem sowie im nächsten Abschnitt stammen aus der Präsentation einer adventistischen Glaubensschwester aus Australien und wurden ins Deutsche übersetzt.
Pflanzen wie Ackerwinde sind leicht zu erkennen. Es ist schwierig, Ackerwinde aus Weizen zu entfernen, da die Samen eine ähnliche Größe haben. Sie ist auch ein Wirt für Viren von Kartoffeln, Tabak und Tomaten. Sie ist ein Wirt für einige Insekten und Nematoden von landwirtschaftlicher Bedeutung.
Mariendistel
Junger Mexikanischer Stachelmohn
Reifer Mexikanischer Stachelmohn
Dornige Spitzklette
Dies ist eine Mariendistel (mit Schwarz-Hafer) auf einem Weizenfeld in der Nähe von Barraba, New South Wales (NSW), Australien. Es ist sehr leicht, die Distel vom Weizen zu unterscheiden.
Sonnenwend-Flockenblume (auch fälschlicherweise als Sterndistel bekannt)
Wollige Färberdistel in der Nähe von Bingara, NSW, Australien. Auch hier ist kein geschultes Auge erforderlich, um diese Distel zu identifizieren.
Buchweizen ist eine Nutzpflanze, aber nicht als Teil der Weizenernte.
Einfluss des Unkrauts auf den Weizen
Die Tatsache, dass das Unkraut in der Gemeinde belassen werden muss, bedeutet nicht, dass man die negativen Einflüsse, die daraus entstehen, nicht erkennen und gegebenenfalls eindämmen kann. Im Folgenden findet sich eine Auflistung der Einflüsse, die der Schwarze Hafer auf den Weizen ausübt. Die praktischen Anwendungen auf das soziale und geistliche Umfeld der Gemeinde, die sich aus diesen landwirtschaftlichen Erkenntnissen ableiten lassen, werden in diesem Artikel jedoch nicht im Detail behandelt.
Schwarzhafer-Stoppeln sind allelopathisch. Allelopathie ist ein biologisches Phänomen, bei dem ein Organismus eine oder mehrere Biochemikalien produziert, die die Keimung, das Wachstum, das Überleben und die Fortpflanzung anderer Organismen beeinflussen. Wurzelausscheidungen von Schwarzhafer hemmen das Wurzel- und Blattwachstum von Weizen – das Unkraut schadet dem Weizen.
Das zeitlich versetzte Auflaufen des Schwarzhafers während eines Großteils der kühlen Wachstumsperiode, seine Fähigkeit schnell zu reifen, sowie seine Neigung rasch Samen abzuwerfen, machen ihn zu einer schwer bekämpfbaren Schädlingspflanze.
Wird die Ernte früh durchgeführt, können bis zu 75 % der Schwarzhafersamen von der Erntemaschine aufgenommen werden. Bei einer späteren Ernte hingegen werden nur sehr wenige Samen mitgeerntet. Eine spätere Ernte ist daher vorteilhafter – wie es auch im Gleichnis dargestellt wird.
Erntemaschinen können die Samen des Schwarzhafers bis zu 250 Meter von der Mutterpflanze entfernt verstreuen. Eine vorzeitige Miternte des Unkrauts ist daher kontraproduktiv, da sie dessen Verbreitung noch zusätzlich fördert.
Die Persistenz des Schwarzhafers ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass jedes Jahr neues Saatgut produziert wird – weniger auf die Keimruhe, durch die das Saatgut von einer Saison zur nächsten im Boden überdauert. Praktisch ausgedrückt: Das Unkraut überlebt nicht, weil es über Jahre hinweg (in der Gemeinde) bestehen bleibt, sondern weil es sich ständig vermehrt.
Eine tiefe Einbettung des Saatguts verhindert das Keimen des Schwarzhafers, führt jedoch zu einer Keimruhe. So können die Samen dennoch in späteren Jahren keimen, wenn sie an die Oberfläche gelangen. Eine oberflächliche Einbettung hingegen fördert die Keimung des Schwarzhafers erheblich. Das bedeutet: Oberflächlichkeit (in der Gemeinde) begünstigt die Vermehrung des Unkrauts.
Das Anzünden des Feldgebiets kann das Saatgut an der Bodenoberfläche zerstören und die Keimruhe des verbleibenden Saatguts verkürzen. Die Verbrennung ist am effektivsten, wenn sie unmittelbar nach der Ernte erfolgt. Auch hier zeigt sich, dass das Gleichnis die landwirtschaftlichen Gegebenheiten sehr treffend widerspiegelt, indem es von Feuer und Verbrennung spricht.
Die Ernte
Dann sah ich den dritten Engel. Mein begleitender Engel sagte: „Furchtbar ist sein Werk. Schrecklich ist seine Mission. Er ist der Engel, der den Weizen vom Unkraut scheiden und den Weizen für die himmlische Scheune versiegeln oder bündeln soll. Diese Dinge sollten den ganzen Geist, die ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.“ {EW 118.1 / FS 109.1; EG 111.1}
Der dritte Engel wird dargestellt, wie er dem ersten und zweiten Engel folgt und mit lauter Stimme ruft: „Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und das Malzeichen an seiner Stirn oder an seiner Hand annimmt, so wird auch er vom Wein des Zornes Gottes trinken, der unvermischt eingeschenkt ist in den Kelch seines Zorns ... Hier ist das standhafte Ausharren der Heiligen, hier sind die, welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus bewahren.“ {Offenbarung 14,9-10.12} – Sollten nicht wir, die wir diese Warnungen lesen und an das Wort Gottes glauben, der in Finsternis liegenden Welt die Warnung weitergeben? Die Engel werden dargestellt, wie sie mitten durch den Himmel fliegen und eine feierliche Botschaft verkünden. Ihre Stimmen werden von den Bewohnern der Erde nicht gehört, außer durch die Menschen, die als Boten Gottes das Werk fortsetzen. Diejenigen, die die Schrift erforschen, verstehen die Botschaften der Engel und erheben den Ruf, um der Welt die Warnung zu verkünden. Die drei Botschaften für diese Zeit sind von äußerst ernster Bedeutung, und es ist von größter Wichtigkeit für die, die sie hören, ob sie auf das gegebene Licht reagieren oder nicht. {RH July 7, 1891, par. 11}
Aus diesen Zitaten ist es wichtig zu verstehen, dass erstens nicht die Menschen, sondern die Engel die Aufgabe haben, das Unkraut vom Weizen zu unterscheiden. Zweitens ist es sehr wohl unsere Aufgabe, die Menschen zu warnen und ihnen das Evangelium zu verkündigen. Drittens beziehen sich die Zitate – und somit die Erntezeit im Gleichnis – auf die Endzeit.
Zusammenfassung und Fazit
Der Artikel behandelt das Gleichnis Jesu aus Matthäus 13,24–30.36–43 über das Unkraut, das ein Feind unter den Weizen sät. Dieses Gleichnis wird eingehend analysiert – sowohl in biblischer als auch in landwirtschaftlicher Hinsicht.
LANDWIRTSCHAFTLICHE PERSPEKTIVE
Das Gleichnis beruht auf realen Erfahrungen in der Landwirtschaft: Bestimmte Unkrautarten wie der „Schwarze Hafer“ oder der „Taumellolch“ ähneln dem Weizen so sehr, dass sie in frühen Wachstumsstadien kaum von ihm zu unterscheiden sind.
Im Gegensatz dazu stehen Pflanzen wie Disteln oder Mohn, die deutlich vom Weizen zu unterscheiden sind und deshalb als „Dornen“ bezeichnet werden.
Der Schwarze Hafer beeinträchtigt zwar das Wachstum des Weizens (z. B. durch Allelopathie), ist aber ohne beträchtlichen Schaden für den Weizen schwer zu bekämpfen – das unterstützt die biblische Aussage, dass das Unkraut bis zur Ernte stehen gelassen werden soll.
GEISTLICHE ANWENDUNG
Weizen steht für wahre Gläubige; Unkraut für Menschen, die zwar vielleicht zur Gemeinde gehören, aber geistlich nicht wirklich mit Christus leben; Dornen für Menschen, die offen in Sünde leben.
Das Gleichnis ist oberflächlich auf die Welt bezogen („Der Acker ist die Welt“), hat aber auch eine viel tiefere Bedeutung für die Gemeinde: Dort wachsen Weizen und Unkraut nebeneinander.
Die Gemeinde soll offen sündigende Personen (Dornen) gemäß biblischer Anweisungen ermahnen und wenn das nicht hilft entfernen bzw. ausschließen.
Verborgene Sünder und fleischliche Christen (Unkraut) sollen jedoch nicht ausgeschlossen werden, da die Gefahr besteht, versehentlich auch wahre Gläubige zu schädigen – die Trennung geschieht erst bei der „Ernte“, dem Weltgericht, das durch die Engel ausgeführt wird.
Das Gleichnis betont die Geduld Gottes, die Möglichkeit zur Umkehr und warnt vor menschlichem Übereifer, die Gemeinde „reinigen“ zu wollen.
Es enthält eine ernste Botschaft über den Zustand der Gemeinde in der Endzeit und die Notwendigkeit geistlicher Wachsamkeit.
Es hat stets zwei Gruppen unter denen gegeben, die vorgeben, Nachfolger Christi zu sein. Während die eine Gruppe das Leben des Erlösers studiert und ernsthaft bemüht ist, ihre Fehler zu korrigieren und sich dem Vorbild anzupassen, meidet die andere Gruppe die klaren, praktischen Wahrheiten, die ihre Irrtümer aufdecken. Selbst in ihren besten Zeiten bestand die Gemeinde nie ausschließlich aus wahren, reinen und aufrichtigen Gläubigen. Unser Erlöser lehrte zwar, dass Menschen, die vorsätzlich in Sünde leben, nicht in die Gemeinde aufgenommen werden sollen; dennoch nahm Er Menschen mit Fehlern in Seinen Kreis auf und gewährte ihnen die Wohltat Seiner Lehren und Seines Beispiels, damit sie ihre Irrtümer erkennen und korrigieren könnten. {GC 43.2 / GK 43.2; VSL 43.1}
Anmerkung: Als weiterführende Lektüre empfiehlt sich das Kapitel 4 aus dem Buch „Christi Gleichnisse“ bzw. „Bilder vom Reiche Gottes“ (Originaltitel: „Christ’s Object Lessons“) von Ellen G. White.
In der folgenden Tabelle wird die Beschreibung der verschiedenen Gruppen sowie die biblischen Anweisungen zum Umgang mit diesen Gruppen – einschließlich entsprechender Bibelverse – erläutert.
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Version 01.05.2025
Bibelversion: Sofern nicht anders angegeben: Bibeltext der Schlachter, Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft, Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten. In nicht-biblischen Zitaten (EGW, Pioniere) wurden teilweise andere Bibelübersetzungen wie z.B. die Lutherbibel verwendet.
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